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Details zu Inventarnummer: 4700629
Titel:Älteres Paar mit Hund
Teil:4/6
Objektbezeichnung:Druckgrafik (Kunst)
Sammlung:Südtiroler Landtag
Hergestellt von:Peintner, Elmar (Zams, 1954-10-13)
Datierung:(datiert) 1982
Beschreibung:Mehrfarbige Lithografie mit der Darstellung eines älteren Paares mit einem Hund. Unten rechts signiert und datiert: "Elmar Peintner, 1982".
Aus der Mappe „Rimpf“ mit 6 Druckgrafiken vorwiegend in Schwarzweiß der Künstler Herbert Danler, Joseph Brunner, Karl Grasser, Elmar Peintner, Robert Scherer und Luis Stefan Stecher. Edition 44/200.
Aus der Mappe „Rimpf“ mit 6 Druckgrafiken vorwiegend in Schwarzweiß der Künstler Herbert Danler, Joseph Brunner, Karl Grasser, Elmar Peintner, Robert Scherer und Luis Stefan Stecher. Edition 44/200.
Nummer/Edition44/200
Historische-kritische Angaben:Die sogenannte „Rimpfmappe“ mit sechs heute einzeln gerahmten Blättern fand ihren Weg in den Südtiroler Landtag. Diese Mappe war Teil einer groß angelegten Rettungsaktion: Die Rimpfhöfe bei Schlanders im Vinschgau wurden 1220 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Sie waren im Besitz von Kloster Marienberg, das sie jahrhundertelang verpachtete, zuerst an die Familie der „Rimpfer“. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts wanderten immer mehr Pächterfamilien ab, der Niedergang setzte ein. Ab 1910 waren die Höfe Eigentum der Fraktionsverwaltung Kortsch. 1980 schien der Unterrimpfhof endgültig dem Verfall preisgegeben, und mit ihm eine der ältesten gotischen Stuben des Vinschgaus. 1982/1983 fand eine Rettungsaktion zur Erhaltung der Rimpfhöfe statt. Schließlich konnten sie 1987 der Öffentlichkeit übergeben werden. Bis heute können sich dort künstlerisch Schaffende zum Malen und Schreiben zurückziehen. Die Künstler Herbert Danler, Joseph Brunner, Karl Grasser, Elmar Peintner, Robert Scherer und Luis Stefan Stecher stellten Drucke zur Verfügung, um eine Mappe zusammenzustellen, deren Erlös der Sanierung zugutekommen sollte. Die Künstler legten auch selbst zum Schleppen der Steine und zum Restaurieren Hand an. (Markus Neuwirth, Bewegungen zwischen Nord und Süd, in: Kunst im Südtiroler Landtag, Bozen 2024, S. 166)
Elmar Peintner (* 1954), dessen Südtiroler Vater mit der Option nach Nordtirol kam und blieb, schafft immer wieder alte, von Arbeit, Klima und Schicksal gezeichnete Gesichter. Die hyperrealistische Darstellung ist abgebildete Zeit. Jedoch die Körper der Dargestellten sind kindlich und erzeugen auf diese Weise einen bewusst irritierenden Kontrast. Das Paar in gestreiften Hemden und mit einem Hund in Begleitung ist eine Reflexion der körperlichen und seelischen Belastungen. Der Hund sieht mit einem Auge auf die Betrachtenden hinaus. Dies hat mit einer interessanten psychologischen Rezeption zu tun: Elmar Peintner beschäftigte sich in den 1970er- und 1980er-Jhren intensiv mit den Schriften von Paul Watzlawick. Dessen empirische und klinische Forschungen zeigen, dass das, was wir als „Wirklichkeit“ bezeichnen, eine Selbstkonstruktion des Menschen ist. Man könnte etwa den Buchtitel „Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wahn, Täuschung Verstehen“ nennen. Obwohl relativ spät in ihren wissenschaftlichen Biografien treffen sich die Thesen mit jenen des Kybernetikers, Psychologen und Philosophen Ernst von Glasersfeld, der vor und nach dem Zweiten Weltkrieg in Meran lebt, und Heinz von Försters, mit experimentellen Erkenntnissen. Glasersfeld bezeichnet dies als Radikalen Konstruktivismus. Watzlawick integriert darüber hinaus das Wechselverhältnis von Mensch und Tier. Er greift dabei auf Forschungen von Heini Hediger in der Schweiz zurück und zitiert diesen: „Wir sind für das Tier oft in einer uns unangenehmen Weise durchsichtig. Diese in gewissem Sinne peinliche Erkenntnis ist in der Tierpsychologie bisher merkwürdigerweise immer nur ein Gegenstand der Verdrängung und nie ein Ausgangspunkt positiver Untersuchungen im Sinne intensiverer Verstehens- und Verständigungsmöglichkeiten gewesen.“. Solche Ansätze sollte man im Hintergrund mitdenken, wenn man weitere Serien von Peintner betrachtet, in denen Tiere eine fundamentale Bedeutung im Bildganzen einnehmen. (Markus Neuwirth, Bewegungen zwischen Nord und Süd, in: Kunst im Südtiroler Landtag, Bozen 2024, S. 170, 172, 214-215)
Elmar Peintner (* 1954), dessen Südtiroler Vater mit der Option nach Nordtirol kam und blieb, schafft immer wieder alte, von Arbeit, Klima und Schicksal gezeichnete Gesichter. Die hyperrealistische Darstellung ist abgebildete Zeit. Jedoch die Körper der Dargestellten sind kindlich und erzeugen auf diese Weise einen bewusst irritierenden Kontrast. Das Paar in gestreiften Hemden und mit einem Hund in Begleitung ist eine Reflexion der körperlichen und seelischen Belastungen. Der Hund sieht mit einem Auge auf die Betrachtenden hinaus. Dies hat mit einer interessanten psychologischen Rezeption zu tun: Elmar Peintner beschäftigte sich in den 1970er- und 1980er-Jhren intensiv mit den Schriften von Paul Watzlawick. Dessen empirische und klinische Forschungen zeigen, dass das, was wir als „Wirklichkeit“ bezeichnen, eine Selbstkonstruktion des Menschen ist. Man könnte etwa den Buchtitel „Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wahn, Täuschung Verstehen“ nennen. Obwohl relativ spät in ihren wissenschaftlichen Biografien treffen sich die Thesen mit jenen des Kybernetikers, Psychologen und Philosophen Ernst von Glasersfeld, der vor und nach dem Zweiten Weltkrieg in Meran lebt, und Heinz von Försters, mit experimentellen Erkenntnissen. Glasersfeld bezeichnet dies als Radikalen Konstruktivismus. Watzlawick integriert darüber hinaus das Wechselverhältnis von Mensch und Tier. Er greift dabei auf Forschungen von Heini Hediger in der Schweiz zurück und zitiert diesen: „Wir sind für das Tier oft in einer uns unangenehmen Weise durchsichtig. Diese in gewissem Sinne peinliche Erkenntnis ist in der Tierpsychologie bisher merkwürdigerweise immer nur ein Gegenstand der Verdrängung und nie ein Ausgangspunkt positiver Untersuchungen im Sinne intensiverer Verstehens- und Verständigungsmöglichkeiten gewesen.“. Solche Ansätze sollte man im Hintergrund mitdenken, wenn man weitere Serien von Peintner betrachtet, in denen Tiere eine fundamentale Bedeutung im Bildganzen einnehmen. (Markus Neuwirth, Bewegungen zwischen Nord und Süd, in: Kunst im Südtiroler Landtag, Bozen 2024, S. 170, 172, 214-215)
Material:Papier
Technik:gedruckt (Lithografie)
Maße:
- Höhe: 32 cm
Breite: 43.5 cm
Äußere Beschreibung:Lithographie
Einrichtung:Kunstsammlungen des Landes Südtirol
Schlagwort:Figürlich