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Details zu Inventarnummer: 4701753
Titel:Uomo pensoso
Objektbezeichnung:Gemälde
Sammlung:Südtiroler Landtag
Hergestellt von:Ravagnolo, Ezio (Südtirol, 1932)
Datierung:1965
Beschreibung:Kopfstützende Halbfigur.
Historische-kritische Angaben:Von den Siebzigern bis in die Neunziger: postmoderne Tendenzen, metaphorische Sprache und Experimentalismus
Das Hauptthema des künstlerischen Schaffens der Nachkriegszeit in Südtirol ist unbestritten die Gesellschaftskritik, die sich oft auf die monotone städtische Realität und die Rolle des Individuums als denkendes Wesen in der Gesellschaft bezieht. In Anlehnung an das stilistische Repertoire diverser Kunstströmungen der Vergangenheit und Gegenwart wurden diese künstlerischen Reflexionen mittels unterschiedlicher Techniken auf verschiedene mediale Untergründe übertragen: vom Surrealismus im Stil von Dalì bis zur Pop-Art, von der Wiener Schule des „phantastischen Realismus“ bis zur Malerei des Informel. Ein Stellvertreter dieser Atmosphäre der kritischen Rezeption vergangener Tendenzen und des Experimentalismus ist Ezio Ravagnolo. „L’Uomo pensoso“ (Der nachdenkliche Mensch) ist ein Werk aus der frühen Schaffensphase des Malers, der anfangs rein figurative Motive malte. Von besonderer Bedeutung war für ihn die Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg von Oskar Kokoschka, von dem er die Deformation in der Darstellung der menschlichen Figuren rezipiert haben dürfte. Gleichwohl kann seine Malerei nicht als „expressionistisch“ im engen Sinn definiert werden, da seine Darstellung der menschlichen Figur zwar groteske Züge trägt, aber nicht die farbenfrohe und schneidige Energie besitzt, die die Kunst von Malern wie Kokoschka und Kirchner auszeichnet, sondern vielmehr mit einer gleichermaßen unruhigen wie ruhigen Melancholie aufgeladen ist. Der Vergleich zwischen dem im Leopold Museum in Wien aufbewahrten Selbstbildnis von Kokoschka aus dem Jahr 1922, Ravagnolos Werk im Südtiroler Landtag in Bozen und einigen Arbeiten des Malers Massimo Rao dient der Darlegung, welche künstlerischen Einflüsse und Überlegungen einen Teil der Südtiroler Malerei während jener Jahre begleiteten. Formaler und ikonografischer Eklektizismus in Respekt vor dem künstlerischen Erbe der Vergangenheit wurde mit der Notwendigkeit gepaart, die existenzielle Krise der Nachkriegszeit zu kommunizieren. [...]
(Francesca Taverna, Eine vielgestaltige Kunstproduktion, in: Kunst im Südtiroler Landtag, Hrsg. Markus Neuwirth, Bozen 2024, S. 136)
Ezio Ravagnolo
1932 Bozen - 1997 São Brás de Alportel.
Ab 1957 in der Kunstszene der Provinz aktiv. 1959 erste Einzelausstellung in Bozen, anschließend Teilnahme an diversen Kunstaktionen auf regionaler und nationaler Ebene (Verona, Salerno, Biennale Bozen, Padua, Rovigo, Trient, Venedig, Mailand). Von Bedeutung ist 1960/61 der Besuch von Oskar Kokoschkas Sommerakademie in Salzburg, von dem er vermutlich das Motiv der Unverhältnismäßigkeit und stellenweise des Grotesken übernimmt. In der zweiten Hälfte seiner Laufbahn experimentiert er hingegen mit diversen Materialien und widmet sich hauptsächlich abstrakten Kompositionen. Weitere Einzelausstellungen 1964 in Bozen, 1970 in der Goethe-Galerie und 1975 in der Galleria Leonardo, 1967 in Verona und 1968 in Venedig. 1978 Teilnahme an der Wanderausstellung der Arge Alp. 1979 Umsiedlung nach Portugal. „Composizione“ (Komposition, Öl auf Leinwand, 1985) ausgestellt im Museion, Bozen.
(Markus Neuwirth (Hrsg.), Gesamtverzeichnis Kunstwerke / Künstlerbiografien, in: Kunst im Südtiroler Landtag, Bozen 2024, S. 220-222)
Das Hauptthema des künstlerischen Schaffens der Nachkriegszeit in Südtirol ist unbestritten die Gesellschaftskritik, die sich oft auf die monotone städtische Realität und die Rolle des Individuums als denkendes Wesen in der Gesellschaft bezieht. In Anlehnung an das stilistische Repertoire diverser Kunstströmungen der Vergangenheit und Gegenwart wurden diese künstlerischen Reflexionen mittels unterschiedlicher Techniken auf verschiedene mediale Untergründe übertragen: vom Surrealismus im Stil von Dalì bis zur Pop-Art, von der Wiener Schule des „phantastischen Realismus“ bis zur Malerei des Informel. Ein Stellvertreter dieser Atmosphäre der kritischen Rezeption vergangener Tendenzen und des Experimentalismus ist Ezio Ravagnolo. „L’Uomo pensoso“ (Der nachdenkliche Mensch) ist ein Werk aus der frühen Schaffensphase des Malers, der anfangs rein figurative Motive malte. Von besonderer Bedeutung war für ihn die Internationale Sommerakademie für Bildende Kunst in Salzburg von Oskar Kokoschka, von dem er die Deformation in der Darstellung der menschlichen Figuren rezipiert haben dürfte. Gleichwohl kann seine Malerei nicht als „expressionistisch“ im engen Sinn definiert werden, da seine Darstellung der menschlichen Figur zwar groteske Züge trägt, aber nicht die farbenfrohe und schneidige Energie besitzt, die die Kunst von Malern wie Kokoschka und Kirchner auszeichnet, sondern vielmehr mit einer gleichermaßen unruhigen wie ruhigen Melancholie aufgeladen ist. Der Vergleich zwischen dem im Leopold Museum in Wien aufbewahrten Selbstbildnis von Kokoschka aus dem Jahr 1922, Ravagnolos Werk im Südtiroler Landtag in Bozen und einigen Arbeiten des Malers Massimo Rao dient der Darlegung, welche künstlerischen Einflüsse und Überlegungen einen Teil der Südtiroler Malerei während jener Jahre begleiteten. Formaler und ikonografischer Eklektizismus in Respekt vor dem künstlerischen Erbe der Vergangenheit wurde mit der Notwendigkeit gepaart, die existenzielle Krise der Nachkriegszeit zu kommunizieren. [...]
(Francesca Taverna, Eine vielgestaltige Kunstproduktion, in: Kunst im Südtiroler Landtag, Hrsg. Markus Neuwirth, Bozen 2024, S. 136)
Ezio Ravagnolo
1932 Bozen - 1997 São Brás de Alportel.
Ab 1957 in der Kunstszene der Provinz aktiv. 1959 erste Einzelausstellung in Bozen, anschließend Teilnahme an diversen Kunstaktionen auf regionaler und nationaler Ebene (Verona, Salerno, Biennale Bozen, Padua, Rovigo, Trient, Venedig, Mailand). Von Bedeutung ist 1960/61 der Besuch von Oskar Kokoschkas Sommerakademie in Salzburg, von dem er vermutlich das Motiv der Unverhältnismäßigkeit und stellenweise des Grotesken übernimmt. In der zweiten Hälfte seiner Laufbahn experimentiert er hingegen mit diversen Materialien und widmet sich hauptsächlich abstrakten Kompositionen. Weitere Einzelausstellungen 1964 in Bozen, 1970 in der Goethe-Galerie und 1975 in der Galleria Leonardo, 1967 in Verona und 1968 in Venedig. 1978 Teilnahme an der Wanderausstellung der Arge Alp. 1979 Umsiedlung nach Portugal. „Composizione“ (Komposition, Öl auf Leinwand, 1985) ausgestellt im Museion, Bozen.
(Markus Neuwirth (Hrsg.), Gesamtverzeichnis Kunstwerke / Künstlerbiografien, in: Kunst im Südtiroler Landtag, Bozen 2024, S. 220-222)
Material:Leinwand
Technik:gemalt (Mischtechnik)
Maße:
- Höhe: 61 cm
Breite: 61 cm
Äußere Beschreibung:Mischtechnik auf Leinwand
Einrichtung:Kunstsammlungen des Landes Südtirol
Schlagwort:Figürlich